Eröffnung der Ausstellung "Begegnungen" am 22. November 2023

 

Liebe Besucher dieser Ausstellung!

 

Schön, dass wir uns zu dieser Ausstellungs-Eröffnung begegnen.

Denn Begegnungen machen jeden von uns erst recht zum Teil einer Gemeinschaft.

Begegnungen sind ein Geben und Nehmen. Von Gedanken, Neuigkeiten, Kreativität, Hoffnungen, Leid. Um nur einige Aspekte zu nennen.

 

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ sagt Guy de Maupassaunt, Schriftsteller und Journalist Mitte des 19. Jahrhunderts.

 

Jede Begegnung ist eine Erfahrung“ das sagen wir. Aus Erfahrung mit vielen Begegnungen. Und als Leitmotiv dieser Ausstellung.

 

Eine kleine Ausstellung, von uns ganz bewusst in der kleinen GALERIE11 präsentiert, denn in diesem Raum werden die Bilder harmonisch und homogen präsentiert.

 

So begegnen sich auch die hier abgebildeten Menschen, berichten aus ihrem Leben und sind so etwas wie eine große Familie auf Zeit.

 

Meine Damen und Herren, liebe Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, [liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter] dieses Hauses. Liebe Mitglieder des Beirates.

Schön, dass wir uns zu diesem Anlass begegnen.


Herr Dr. Bendrath – Danke für ihre warmen und treffenden Worte und für die Einladung

Wir zeigen Ihnen heute die ersten 30 Schwarz-Weiß-Porträts in einer Doppel-Ausstellung.
Dabei werden Sie sicher über den ein oder anderen Prominenten stolpern.
Diese Gesichter er-kennt man schließlich.

 

Doch es sind auch Zeitgenossen unter den Abgebildeten, die besondere Schicksalsschläge erfahren haben.
Wenn man so will, sind sie hier und heute für uns prominent, weil sie nun ebenso Beachtung finden.

 

Wir haben versucht aus vielen Begegnungen die richtige Mischung aus öffentlicher Darstellung, sprich Prominenz, und dem eher verborgenem, sprich Alltag, zu gestalten.


Eine kleine Auswahl aus unserem Leben, aus unserer Zeitreise, auch ein Zeitfenster von 45 Jahren.

 

Was heißt da eigentlich WIR? Das Gros der Bilder hat meine Frau als unermüdliche Journalistin aufgenommen.
Die meisten bei Interviews oder Gesprächen. Einige sogar als Begegnung, die nicht vorhersehbar über Jahrzehnte hinweg Bestand haben sollten. Dazu später.

 

Wenige Bilder sind auch von mir selbst. Ansonsten beschränkte sich meine Mitwirkung auf den Hintergrund, wie es sich für einen Pressesprecher gehört.

Denn es gibt eine ungeschriebene Aufgabenverteilung bei uns: Gabriele schreibt, ich selbst rede, auch wenn mir dies aufgrund des Einbaus von fünf neuen Bandscheiben im Hals heute schwerer fällt.

 

Doch auch meine Hintergrundarbeit wirft ein Bild auf die Aktivitäten meiner Frau.

 

So gehörte die Beschaffung einer kugelsicheren Weste vom Innenministerium für Gabrieles Einsätze in Bosnien oder im Kosovo ebenso dazu wie die Beschaffung eines Satellitentelefons für Russland, Rumänien, die Tsunami-Länder Sri Lanka und Thailand oder auch für den Niger usw.

 

Oder auch mal ein gefaktes Telefonat meinerseits als europäische Behörde mit einer Firma in Skopje, die mitten im Kosovo-Krieg keinen Mietwagen herausrücken wollte.

 

Meine Kontakte zu Behörden und besondere Wege der Informationsbeschaffung waren auch hilfreich bei schwierigen Einsätzen wie den Amoklauf an einer Schule in Erfurt oder der medial missratenen Geiselnahme von Gladbeck.

 

Zurück zu den Porträts.

Nehmen wir mal Rudi Carrell. Meine Frau hat einen Interview - besser Gesprächstermin mit ihm in einem Kölner Hotel verabredet.

Text, das müsste klar gehen, ein wenig einlesen, die richtigen Fragen stellen, gut vorbereitet sein…

 

Doch das passende Foto zu dieser kompletten Reportage? Es sollte – wie immer – eine ganze Seite werden.

 

Fast ihre ganze Laufbahn lang gestaltete meine Frau ihre Stories komplett - Bild UND Text. Als eine der ersten lieferte sie Reportagen aus einer Hand, aus einem Guss.

Das war ein Novum, das war ihre journalistische Handschrift und die kam gut an.

 

Und Rudi Carrell? Er blickt in dieser Ausstellung freundlich aus dem Rahmen eines Nordmende-Fernsehgerätes. Das tat er eigentlich immer.

Den Rahmen besorgte ich in einer Werkstatt für Behinderte. Die suchten ihn begeistert aus und waren anschließend mächtig stolz auf „ihr“ Foto in der Zeitung.

 

Interview-Fotos wurden von meiner Frau stets akribisch vorbereitet. So auch das Bild der noch heute amtierenden Lotto-Fee Franziska Reichenbacher. Da sollte natürlich ein Glücksschwein her. Doch so ein großes, fotogenes musste man erst mal finden.

 

Auf diese Weise entstanden Reportagen, die unübersehbar bereits durch ihr Foto die Geschichte erzählten und - ganz wichtig - Interesse auf das Eigentliche, auf den Text, machten.

 

Schauen Sie sich diese Porträts einmal in Ruhe an. Vielleicht wird ein Zitat des berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson bestätigt:

 

Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“

 

Doch wer ihre/unsere Bilder kennt, weiß längst, dass eine Sekunde nicht reicht, denn es gibt Botschaften, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren.

 

Joachim Türk, ehemaliger Chefredakteur der Rhein-Zeitung, schreibt in unserem neuesten ZeitBlende-Buch: „Diese Bilder haben es nicht so eilig. Sie wollen dem Betrachter nicht Zeit rauben, sondern Zeit schenken.“

 

So macht denn auch ein zweiter Teil dieser Ausstellung Sinn. Auf die 30 Porträts des ersten Ausstellungsteils folgen zum 11. Januar weitere 30.

 

60 Porträts insgesamt, einige Prominente - das machte indes nicht das Berufsleben meiner Frau aus. Der Alltag war ihr Thema, und immer wieder konnte man durch Text und Bild erleben, wie spannend dieser ist. Ganz gleich ob in einer Stadt oder auf dem Land.

 

Der Laudator unserer Schwarz-Weiß-Ausstellung „Moment. Aufnahme“ im Landesmuseum Rheinland-Pfalz beschrieb diese Art Fotografie als „leisen Journalismus“ und mit den Worten: „Das Leben schreibt die besten Geschichten. Das Leben stellt auch die besten Fotomotive.“

 

Wen haben wir da alles in der kleinen Galerie versammelt? Einige Stars und Sternchen, von denen man nicht so recht weiß, wie viele Lichtjahre ihre Bedeutung anhält.

 

Sie sehen Menschen, die Geschichte schrieben. Der eigentliche Pfarrer der Wende, Christian Führer, im Jeanshemd vor seiner Nikolaikirche in Leipzig. 1990 von meiner Frau um eine Zustandsbeschreibung unserer Gesellschaft gebeten, meinte er: „Alles ist möglich, nichts mehr ist sicher.“ Das, liebe Besucher, trifft wohl heute noch zu.

 

Da schaut Sie Esther Bejarano an. Eine Jüdin, die Auschwitz nur überlebte, weil sie im Mädchenorchester spielte. Und das nicht nur zur Begrüßung der „Neuen“ an der Laderampe.

Sie war die letzte Überlebende dieses Orchesters und uns eine gute Freundin. Leider verstarb Esther im Juli 2021 in Hamburg.

 

Den „Architekten“ des ersten Fluchttunnels unter der Mauer, Ulrich Pfeifer, später im Film „Der Tunnel“ von Heino Ferch verkörpert, finden Sie ebenso wie Uwe Seeler zu dessen 65. Geburtstag meine Frau eine sehr liebevolle Reportage machte.

 

Millionenfach hielten die Deutschen es in der Hand. Das 50 Pfennig Stück. Motiv: eine Frau, die eine deutsche Eiche pflanzt. Gerda Jo Werner saß für ihren Mann, Grafiker Richard Martin Werner, dafür Modell.

 

Und der Erfinder der Blumenkohlwolken, Jörg Kachelmann, ist ebenso vertreten noch vor dem Donnerwetter) wie der Chirurg, Heinz Joachim Sykosch, der in Deutschland ohne Genehmigung seiner Klinik den ersten Herzschrittmacher implantierte und entlassen wurde.

 

Die Schauspielerin Witta Pohl, mit der Gabriele durch Rumänien reiste, war ebenso bei den verlagseigenen Hilfsprojekten als „Zugpferd“ dabei wie die frühere First Lady Christiane Herzog, oder Senta Berger und andere.

 

Über Schicksalsschläge und Katastrophen zu berichten, war Gabriele nicht genug. Sie berichtete umfassend darüber, die Leser spendeten und dann wurde das Geld für überwachte Projekte eingesetzt. Man darf dies gerne als „sozial engagierten Journalismus“ bezeichnen.

 

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Zwei Persönlichkeiten, die uns als langjährige Mitbewohner sehr vertraut waren und sind, finden wir ebenso in der Ausstellung.

 

Nadja Tiller-Giller als Schauspielerin, die mit ihrem Film „Das Mädchen Rosemarie“ in der Nachkriegszeit sehr viel Mut bewies.

Leider zählt sie heute nicht mehr zu unseren täglichen Begegnungen. Aber wir alle denken gerne an sie.

 

Von Reri Grist -Tompson werden ihre großartige Stimme und ihre Mitwirkung als erste farbige Sängerin in der West Side Story, ihr Engagement auf den Bühnen dieser Welt bis in alle Ewigkeit nachhallen.

Liebe Reri, wir sind stolz und froh, Sie und Ihren Ehemann Dr. Ulf Thomson unter uns zu wissen. Schön,dass Sie hier sind. Als einzige der hier anwesenden sind Sie mit einem Porträt vertreten.

 

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Doch gab es auch menschliche Schicksale, die unter die Haut gehen.

 

Da ist der Vater, der bei der Flugkatastrophe von Ramstein seine Frau verlor, dem die Sanitäter die sterbende Tochter aus dem Arm nahmen, weil er selbst schwerste Verbrennungen erlitt.

 

Roland Fuchs hatte - wie der Name der tödlichen Flugfigur - ein „durchstoßenes Herz“. Dass er Jahre danach von der Arbeitsverwaltung gezwungen werden sollte, wieder einer Tätigkeit nachzugehen, obwohl er nicht mehr ans Tageslicht konnte, war die eine Seite, dass er an einer Tankstelle arbeiten sollte, die andere.

 

Da sehen wir das Bild der Schulleiterin Christiane Alt, die den ersten Amoklauf eines Schülers in Deutschland mit sehr viel Glück überlebte. 17 Menschen, darunter auch ihre Sekretärin im Raum nebenan, verloren ihr Leben.

 

Da steht Gertrud Kielberg, eine alte, gezeichnete Frau auf der Westseite der Berliner Mauer in der Bernauer Straße und muss über einen Wachturm mit ansehen, wie ihr Mann nach Durchsuchung des Sargs durch die Volkspolizei im Osten bestattet wird.

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Und da sind zwei Mütter.
Begegnungen, die über mehr als 25 Jahre andauern sollten, die weit mehr waren als eine schnelle Story.

Ereignisse, die Leben zerstörten und für Jahrzehnte nachwirkten. Zwei Mütter, für die das ganze Leben auf den Kopf gestellt wurde. Irina Weber und Heike Hein verloren nicht nur ihre Kinder, sondern viel mehr.

 

Zu dem Schicksal der beiden Mütter legen wir jeweils zu Ausstellung ein Infoblatt aus – mit dem Link zu diesen und anderen Reportagen. Sie sind in zwei kleinen Büchern zusammengestellt, die wir nicht verkaufen, die sie statt dessen auf unserer Homepage kostenlos herunterladen können.

Soviel zur Gegenwart.

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Teil zwei der Begegnungen wird gezeigt ab Donnerstag, 11. Januar kommenden Jahres.

 

Ganz unspektakulär, ohne große Vernissage.

 

Ab 16 Uhr sind wir dann hier in der GALERIE11, beantworten gerne Ihre Fragen oder diskutieren mit Ihnen.

 

Auf diese Begegnung freuen wir uns schon.