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ZeitBlende: Anmerkungen und Kommentare

Das Leben schreibt die besten Geschichten.
    Das Leben liefert auch die besten Fotomotive

"Zusammenhalten" - und seine Folgen

Zu Beginn der Adventszeit schicken wir an Freunde und Bekannte seit fast 30 Jahren einen selbst gestalteten Gruß. In der Anfangszeit wurde er mit COREL DRAW gestaltet, heute mit Photoshop. Immer wieder erhielten wir positive Resonanz, zumal sich unsere Grüße - entsprechend unserer Bilder - meist kritisch-aktuell offenbarten.

Doch 2020 war alles noch ganz anders. Mitten im zweiten Lockdown der Corona-Pandemie gestalteten wir einen Gruß, der wohl den Nerv des Augenblickes traf. Eine DIN-A-3 Karte, gefaltet zu DIN-A-4, außen mit einem kleinen Fenster (mit viel Mühe und vorsichtiger Handarbeit selbst geschnitten), in dem zwei alte Hände zu sehen sind. "Zusammenhalten", so hieß unser adventlicher Gruß:

 

Aufgeklappt sah man dann das alte Ehepaar, 1982 in Brokdorf getroffen und abgelichtet. Die darauf folgende Resonanz hatten wir nicht erwartet. Zahlreiche Biefe, Karten und EMails - zum großen Teil betroffen und gewissermaßen "getroffen".

Auch unserem evangelischen - und sehr progressiven - Pfarrer Dr. Christian Braune (Hamburg) schickten wir einen Gruß. Dieser meldete sich abends aufgeregt. Er wolle seine Predigt ändern und auf diesen Gruß abstimmen. Seinem Wusch nach weiteren 80 Karten (allerdings kleiner und nicht mit Fenster, sondern mit Eindruck) kamen wir gerne nach. Die beiden Gottesdienste, in denen er diese Grußkarten verteilte, bleiben wohl allen unvergessen. Für Dr. Braune war dieses Foto "DAS Advents- und Weihnachtsfoto des Jahres 2020".

Stimmen zu unserer Fotografie – aus Laudatien, Pressekritiken und von Ausstellungsbesuchern

Andreas Pecht, Kulturedakteur:

> Alles Aufnahmen in Schwarz-weiß, spontan, ungestellt und unverfälscht aus dem Strom der Realität hierzulande und anderwärts herausgefischt. Humorige und skurrile, poetische und nachdenkliche, ernste bis erschütternde Augenblicke, allesamt von den Zufällen der Wirklichkeit inszeniert. < 

> Warum hacke ich hier auf den dunklen Seiten des Mediums herum? Um sie einzustimmen auf deren Gegenteil. Um sie empfindsam zu machen für die Begegnung mit ... Fotos, die teils einem ganz anderen Verständnis von Journalismus entspringen oder sich teils von der journalistischen Zweckbindung völlig emanzipiert haben. < 

> Diese in einem Zeitraum von mehr als 30 Jahren entstandenen Fotos haben eines gemeinsam: Das Bemühen ihrer beiden Schöpfer um Wahrhaftigkeit. < 

> Die Bildauswahl für diese Ausstellung war subjektiv. Ebenso wie zuvor draußen in der Welt Gabi Novak-Oster und Detlef Oster jedes mal aus subjektiver Spontanität heraus entschieden haben, dieses oder jenes Motiv abzulichten. <

> Weil beide, Gabi Novak-Oster und Detlef Oster, ursprünglich von der schreibenden Zunft kommen und dem Schreiben Zeit ihres Berufslebens auch treu blieben, wissen sie: Ein Bild sagt NICHT mehr als tausend Worte – es sagt etwas anderes und sagt es anders als das Wort. <

> Mag sein, es war diese Eigenart der Fotografie, die beide dazu verlockte, dem Medium in ihrem beruflichen wie privaten Leben einen stetig größer werdenden Raum zu geben. Bis schließlich in Richtung Ruhestand das Fotografieren zur primären Passion geworden ist und die Sphäre des Journalismus vollends verlassen hat. < 

> Wir waren beim „Bemühen um Wahrhaftigkeit“, das ich in den Ausstellungsbildern zu erkennen glaube. Dieses Bemühen kommt schon in Bedingungen zum Ausdruck, die sich Gabi und Detlef selbst auferlegt haben: Kein Bild wird motivisch verändernd nachbearbeitet, keines als Ausschnitt einem größeren Foto entnommen, jedes Bild bleibt in seiner aufgenommenen Ganzheit erhalten; kein Motiv wird gestellt, sondern alle sind vom wirklichen Leben hier und anderwärts vor die Kamera gespült. < 

> Oder sagen wir besser: Vor die Kameras (Mehrzahl). ….Denn die beiden waren und sind sehr viel gemeinsam unterwegs, und sehr oft fällt ihnen gleichzeitig dasselbe Motiv ins Auge. Dann zückt jeder seinen Apparat und beide halten drauf. So war in der Fotosammlung des Paares bald kaum mehr unterscheidbar, welche Aufnahme von wem stammt....

… Diese Zuordnung ist ihnen inzwischen gleichgültig geworden. Weshalb Sie, meine Damen und Herrn, in der jetzigen Ausstellung auch keine namentlich differenzierende Auszeichnung finden werden. Verstehen Sie die Fotos der beiden als eine Art Kollektiv-Oeuvre. <

> Einer der verrücktesten Aspekte an dieser Ausstellung ist: Jeder von uns begegnet im Alltag oder auf Reisen Bildmotiven, wie den von Gabi und Detlef festgehaltenen. Aber kaum einer sieht sie, wir sind gewissermaßen blind dafür. < 

> Kaum einer erkennt die vielschichtigen oder poetischen oder witzigen oder auch erschütternden Botschaften – die die Wirklichkeit wieder und wieder für kurze Momente zu hinreißenden Szenen inszeniert. < 

> Das Leben schreibt die besten Geschichten, heißt es. Das Leben stellt auch die besten Fotomotive. <

> Den besonderen Augenblick in der steten Flut der Realität sehen, die Intensität dieses Augenblicks spontan spüren und dann mit einem Grundrespekt vor den „Opfern“ die Kamera draufhalten: Das ist das Geheimnis der Momentaufnahmen von Gabi Novak-Oster und Detlef Oster....

...Fotos können Aspekte des Menschlichen ausdrücken und Empfindungen auslösen, für die es womöglich gar keine Worte gibt. Fotos können Wirkungen von einer Unmittelbarkeit entfalten wie gutes Ballett oder Instrumentalmusik: Unter Umgehung der Ratio schlagen sie ein Brücke direkt zum Herzen. < 



> Oft sind ihnen beim Drücken des Auslösers die Qualitäten des Motivs gar nicht bewusst. Sie spüren nur intuitiv: das hat was, da ist was. Vielfach werden erst beim nachherigen Betrachten der Fotos Raffinessen und bisweilen komplexe Hintergründigkeiten der fotografierten Szenerie deutlich.< 



> ...lassen Sie sich Zeit beim Betrachten der Fotos, auch mehrfaches Hinschauen lohnt sich: Denn in jedem großen Bild stecken meist mehrere kleine und hinter der Grundstimmung einer Aufnahme verbergen sie allerhand berührende Unterschwingungen oder verblüffende Verweise.... > 



>… und manches Bild bündelt ganze Lebensgeschichten – solche die hinter den Abgelichteten liegen und solche, die womöglich noch vor ihnen liegen.< 

> Aber wir erkennen in den Bildern die ganzheitliche Essenz von gelebtem Leben, wie sie sich in Gesichter, Körper, Haltungen etwa alter Menschen eingegraben hat. < 

> Senioren und Greise sind in der Ausstellung zahlreich vertreten. So unterschiedlich deren Verhärmungen ausfallen mögen, lassen ihnen die Bilder doch eine faszinierende und auf unterschiedliche Weise tief beeindruckende Würde. < 

> Kein Foto ohne Menschen drauf: elende, traurige, vergnügte und spleenige, verschlafene oder aktive, bei sich seiende oder nur in der Welt seiende, immer wieder auf irgendetwas oder irgendjemanden wartende... < 

> Das sind Momentaufnahmen aus dem Dasein individueller Angehöriger unserer seltsamen Spezies. Momentaufnahmen, die trotz ihres Einzelfallcharakters selbst heraus immer wieder exemplarische Dimensionen annehmen. < 

> Das sind Aufnahmen, die niemanden von irgendetwas überzeugen möchten und keinem irgendetwas verkaufen wollen – die aber gerade wegen dieses Bemühens um Wahrhaftigkeit uns zu genauem Hinschauen anregen.<

> Auf solches Hinschauen folgt das Abenteuer des Innehaltens, des Entdeckens, Interpretierens, Fühlens, Nachdenkens. Nicht mehr, nicht weniger – doch das ist ziemlich viel heutzutage. < 

> Weder inszenieren noch manipulieren sie. Ihre Fotografien entstehen aus dem Moment. Das Ehepaar Gabi Novak-Oster und Detlef Oster halten mit ihren Kameras Augenblicke fest, die, so flüchtig sie scheinen mögen, doch (Lebens-)Geschichten erzählen und bündeln. < 

Anke Hoffmann, Kultur-Journalistin:

> Wahrlich lassen manche Motive den Betrachter mit ihrer feinen Situationskomik lächeln, etwa, wenn ein Mann seine Frau auf einer Landungsbrücke an der See aus nächster Nähe knipst und doch nur das Gähnen der Holden einfängt. Und da sind auch die anderen Bilder, jene, die von Leid und Entbehrung erzählen, die betroffen machen und unmittelbar berühren, ohne die Abgebildeten vorzuführen < 

Horst Dany, Diakon:

> Die beiden Fotografen haben den Verschluss ihrer Kameras nicht nur ganz kurz geöffnet. Sie haben ihn – im übertragenen Sinne – 32 Jahre geöffnet. Von 1978, als sie sich kennenlernten und begannen gemeinsam zu fotografieren, bis heute. Fast vier Jahrzehnte, das ist eine lange (Film)Entwicklung aber ich glaube, auch eine Entwicklung im Leben der Beiden. Beide Jahrgang 50, wurden sie in eine Schwarzweiß-Welt hineingeboren und sind in eine farbige Welt hinein gewachsen.... >

> … Doch das Fotografieren in Schwarzweiß hat sie nie losgelassen, weil Schwarzweiß, so haben sie es mir erklärt, auf das Wesentliche reduziert und daher authentischer und ehrlicher wirkt. Authentisch und ehrlich, so erleben wir auch Euch, liebe Gabi und lieber Detlef, und das macht auch unsere Freundschaft so wertvoll. < 

Birgit Pielen, Redakteurin:

> Das Besondere verbirgt sich im Alltäglichen, man muss nur ganz genau hinschauen: auf die Momente des Glücks, der Unbeschwertheit, der Zweisamkeit, auf die Augenblicke des Anfangs und des Abschieds. < 

> Gabi Novak-Oster und Detlef Oster fangen Bilder ein, die typisch für den einen Moment sind und gleichzeitig viel über das Davor und Danach aussagen. < 

> Vergangenes Jahr in Hamburg, das Paar ist in einem Kaufhaus unterwegs, die Kamera steckt griffbereit in der Tasche. Auf einer Rolltreppe erhascht Detlef Oster diesen einen besonderen Augenblick: „Es wird die Zeit kommen, da du glaubst, alles sei geschafft. Das ist der Anfang.“ Unter dem Zitat des amerikanischen Schriftstellers sitzen Mann und Frau auf einer Bank, einander zugewandt, und schauen sich fragend an. Lernen sie sich gerade erst kennen? … 

Oder sind sie schon lange ein Paar und haben sich gerade über Sinn und Unsinn der Einkäufe unterhalten? Der Mann schaut zwar mit überlegenem Blick auf die Frau, aber er ist es, der die Einkaufstasche schleppt. In dieser Paar-Konstellation hat wenig anderes Platz. Eine zweite Frau sitzt deshalb am anderen Ende der Bank und wendet sich ab. < 

> „Unsere Fotos sind außergewöhnlich, weil sie nicht außergewöhnlich sind“, sagen Gabi Novak-Oster und Detlef Oster. „Es ist Alltagsfotografie.“ Und doch sind die Momente durch Ausdruck und Aussage so intensiv, dass man stundenlang von ihnen zehrt. <

> Die Bilder sind eine besondere Form der journalistischen Fotografie: Dokumente des Alltags. „Es gibt nichts Gestelltes, nichts Reißerisches, nichts Spektakuläres“, sagt das Koblenzer Ehepaar, beide Jahrgang 1950.< 



> Wenn sie von Auslandsreisen zurückkehrte, hatte sie hunderte von Fotos im Gepäck. Vor dem Zeitalter der digitalen Fotografie rief sie vom Flughafen stets ihren Mann an: „Ich habe zwölf Filme ... „ Zu Hause wurden dann sofort Entwickler und Fixierer angesetzt. < 



> Aus dieser Zeit stammt auch das Bild von Natascha, einem Kind, das nach dem Super-GAU von Tschernobyl an Krebs erkrankte. Gabi Novak-Oster trifft Natascha in einem Krankenhaus, das kahlköpfige Mädchen zeigt ihr ein Foto: „Das war ich!“ Natascha war vor der Chemotherapie ein Kind mit halblangen dunklen Haaren, fröhlichem Lachen und voller Unbeschwertheit. Und jetzt? Traurige, fragende Blicke. < 



> Während dieses Foto der Fotografin klar zuzuordnen ist, gibt es viele Bilder, bei denen keiner weiß: Hat sie oder hat er fotografiert? Gabi Novak-Oster und Detlef Oster haben denselben Blick, dieselbe Bildsprache. Sie nennen es Leidenschaft für den leisen Journalismus. < 

> Gabi Novak-Oster und Detlef Oster fotografieren am liebsten in Schwarz-Weiß. Das lässt in feinen Graustufen eine Konzentration auf das Wesentliche zu. Auch wenn das Leben bunt ist: In den Bildern wird es reduziert auf Beziehungen – von Mensch zu Mensch oder von Mensch zu Umwelt. < 

> Da ist das alte Ehepaar in Brokdorf, das einen Gartenweg entlang spaziert. Jeder hält einen Stock in der einen Hand, in der anderen die Hand des geliebten Partners. Ihr langes Glück wirkt trotz der Gebrechlichkeit des Alters nicht geschwächt. < 

> Andere Paarbeziehungen entdecken Gabi Novak-Oster und Detlef Oster bei ihren vielen Nord- und Ostseeurlauben. In Ahlbeck auf Usedom ist es das vornehme, fast bekleidete Paar, das am Strand an einem fast nackten Paar in Bikini und Badehose vorbei aufs Meer blickt. < 

> ... Lebensfreude und Leichtigkeit, Liebe und Leid finden sich in den Fotos wieder – und geben einen wahrhaften Blick auf den Menschen frei. Gabi Novak-Oster und Detlef Oster halten zwar scheinbar unbeobachtete, intime Momente fest, aber sie lassen ihren Motiven immer die Würde. < 


Rena Lehmann, Redakteurin:

> „Wo ist der Hund? Such mal den Hund“, sagt sie zu ihrem Mann, als sie beide wieder vor dem großen Karton mit Fotodrucken in ihrer Wohnung sitzen. Er sucht ... er hat „den Hund“ schließlich gefunden. Das Foto zeigt einen Bettler, der am Straßenrand sitzt, an ein Haus gelehnt. Auf seinem Pappschild steht: „Armer Hund, ohne Hütte ohne Knochen.“

Neben ihm ein Hinweisschild am Haus mit der Aufschrift: „Hunde bitte hier anleinen.“ Es ist ein Foto, das mehr sagt als viele Worte und das seinen Betrachter nachdenken lässt. So ein Motiv kann man nicht suchen und finden, so ein Motiv muss man sehen. Weil solche Momente nicht planbar sind, gehen beide Fotografen nie ohne Kamera aus dem Haus. Für Detlef Oster war das Foto vom „armen Hund“ der Anfang „seines Stils“, der sozialkritischen Fotografie, die seine Frau gleichermaßen fasziniert. < 

> Beide wollen auch Missstände mit der Kamera einfangen, überraschen, aufrütteln. Der Mensch ist ihr beider Motiv, in seinem Elend, seinem Glück, im Alltag. „Wir wären beide nicht für die Landschaftsfotografie geeignet“, sagt Gabi Novak-Oster. < 

> Sie fotografieren in Schwarz-Weiß, wollen Kontraste, aber auch Grautöne zeigen. Das Leben abbilden, so wie es ist.„Unsere Fotos erzählen Geschichten“, sagt Gabi Novak-Oster. „Und sie erzählen auch unsere Geschichte.“ < 

Helga Dröge, Kempen:

> Der "kleine Prinz" sagt: "... denn das Eigentliche ist unsichtbar". Sie haben es sichtbar gemacht, eingefangen in Schwarz-Weiß, mit Herz und Verstand. Einige Fotos machen traurig - viele nachdenklich - und dann doch viele mit dem Augenzwinkern, zum Schmunzeln. Bilder mit prägnanten Titeln. Anrührend und schön.<  

Eva Langhanky, Diplom-Sozialpädagogin:


> Ich habe das Gefühl, das Foto holt mich jeweils regelrecht ins Bild und es beginnt eine Lebensgeschichte zu erzählen, an der ich plötzlich teilnehme. Die vermeintlich kleinen Momente, die Sie eingefangen haben, mit der Geschichte, den Erfahrungen, den Emotionen eines Lebens … der Verzweiflung und Not, aber auch Hoffnung und Trost… <

 

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